ARMUTSRISIKEN UND WOHLSTANDSVERTEILUNG IN DER EUROPÄISCHEN UNION VERSTEHEN

  • Von Xhulia Likaj
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Eine neue Studie von Judith Niehues und Maximilian Stockhausen vom IW Köln untersucht, wie der Wohlstand in den 27 EU-Mitgliedstaaten verteilt ist und wie sich diese Ungleichheiten verändern, wenn man die EU als einheitliches Gebilde betrachtet. Dabei ergeben sich wichtige Erkenntnisse über nationale und supranationale wirtschaftliche Ungleichheiten.

Legt man nationale Schwellenwerte zur Messung des Armutsrisikos zugrunde, so fallen mehrere osteuropäische Länder mit besonders niedrigen Quoten auf. Umgekehrt führen Luxemburg, Belgien und die Niederlande die Rangliste an, wenn man den durchschnittlichen Lebensstandard in der EU betrachtet. Die Armutsgefährdungsquote in Deutschland beispielsweise lag 2021 bei 14,8 % und damit im Mittelfeld der EU-27, wenn man sie aus nationaler Sicht betrachtet. Legt man jedoch eine europaweite Armutsschwelle zugrunde, rangiert Deutschland im Drittel der Länder mit den niedrigsten bereinigten Armutsrisiken.

Betrachtet man die EU als eine Einheit, so ändert sich das Bild erheblich. Einkommensvergleiche müssen die Unterschiede im Preisniveau berücksichtigen, indem die nationalen Einkommen in Kaufkraftstandards (KKS) umgerechnet werden. Das bereinigte Medianeinkommen in Deutschland lag im Jahr 2021 bei 1.942 KKS und damit deutlich über dem EU-Median von 1.529 KKS. In diesem Rahmen sind nur 7,1 % der Deutschen von Armut bedroht, während es bundesweit 14,8 % sind. Viele Deutsche, die auf nationaler Ebene als "untere Mittelschicht" gelten, steigen in diesem breiteren Kontext in die europäische Mittelschicht oder sogar in die obere Mittelschicht auf.

Diese Verschiebungen unterstreichen das relativ hohe Wohlstandsniveau in Deutschland im Vergleich zum EU-Durchschnitt. Die Daten, die aus der EU-SILC-Erhebung 2022 stammen, unterstreichen, wie wichtig es ist, sowohl die nationale als auch die europäische Perspektive zu berücksichtigen, um wirtschaftliche Ungleichheiten und Risiken zu verstehen.

Solche Analysen sind unerlässlich, da die EU weiterhin nach einem größeren wirtschaftlichen Zusammenhalt und mehr Gleichheit zwischen ihren Mitgliedstaaten strebt.