Neue Studie des DIW beleuchtet Entwicklungen im Niedriglohnsektor und anhaltende Einkommensungleichheit
- Von Xhulia Likaj
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Eine aktuelle Jahresstudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt, dass der Niedriglohnsektor in Deutschland einen historischen Tiefstand erreicht hat, das Land aber weiterhin mit anhaltender Einkommensungleichheit zu kämpfen hat.
Der Bericht, der sich auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) stützt, zeigt einen erheblichen realen Anstieg der Bruttostundenlöhne und der Haushaltsnettoeinkommen seit 1995. In diesem Zeitraum stiegen die Bruttostundenlöhne inflationsbereinigt um durchschnittlich 16,5 Prozent. Vor allem das unterste Lohndezil erfuhr seit 2013 einen starken Anstieg, was zu einer deutlichen Schrumpfung des Niedriglohnsektors führte, der im Jahr 2021 eine Schwelle von 13 Euro pro Stunde erreichen wird.
Der Autor der Studie erklärt, dass der Anteil der Beschäftigten im Niedriglohnsektor auf den niedrigsten Stand der letzten 25 Jahre gesunken ist. Zu den Faktoren, die dazu beigetragen haben, gehören die Einführung und schrittweise Erhöhung des Mindestlohns sowie eine Verlagerung der gewerkschaftlichen Lohnpolitik, die sich stärker auf Mindestzahlungen für untere Lohngruppen konzentriert.
Während die Nettoeinkommen der Haushalte bis 2020 insgesamt um etwa ein Drittel gestiegen sind, stellt die Studie einen besorgniserregenden Trend der zunehmenden Einkommensungleichheit fest. Höhere Einkommen haben überproportional zugenommen, was zu einem langfristigen Aufwärtstrend der Einkommensunterschiede geführt hat. Zwischen den verschiedenen Einkommensdezilen bestehen nach wie vor große Ungleichheiten. Während das unterste Einkommensdezil mit rund sechs Prozent seit 1995 den geringsten Anstieg zu verzeichnen hatte, erzielten die obersten vier Dezile einen erheblichen Anstieg von 20 Prozent. In den letzten Jahren ist jedoch die Lohnungleichheit rückläufigund nähert sich dem Niveau der frühen 2000er Jahre.
Trotz dieser Verbesserungen hat immer noch etwa jeder sechste Mensch in Deutschland mit einem niedrigen Einkommen zu kämpfen. Der Autor empfiehlt politische Maßnahmen zur besseren und schnelleren Arbeitsmarktintegration von Zuwanderern und zur gezielten Qualifizierung junger Erwachsener ohne Berufsausbildung. Gleichzeitig könnte die Einführung eines Kindergrundeinkommens ein sinnvolles Instrument sein, um die anhaltend hohe Kinderarmut zu bekämpfen.
