Dramatisches Erbschaftsgefälle zwischen West und Ost

  • Von Sonja Hennen
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Deutschland bleibt sozial und räumlich ein ungleiches Land – nicht alle Regionen haben gleichermaßen vom Wachstumsjahrzehnt profitiert. Das zeigt der neue sozioökonomische Disparitätenbericht der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Deutschland blickt auf ein erfolgreiches Jahrzehnt mit Rekordbeschäftigung und stabilem Wirtschaftswachstum zurück. Dennoch hat die Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen in diesem Zeitraum zugenommen. Deutschland ist so trotz eines entwickelten Wohlfahrtsstaates eines der ungleichsten Länder der industrialisierten Welt. Diese Ungleichheit hat viele Gesichter. Eine ihrer Dimensionen ist die regionale Ungleichheit.

Eine differenziertere Analyse der regionalen Ungleichheit liefert der sozio-ökonomische Disparitätenbericht der Friedrich-Ebert-Stiftung, der kürzlich zum dritten Mal erschienen ist. Die Ergebnisse des Berichts legen nahe, dass nicht alle Regionen in Deutschland vom vergangenen Wachstumsjahrzehnt profitieren konnten und dass politisches Gegensteuern notwendig ist, um ein weiteres Auseinanderdriften der Regionen zu verhindern.

Wohlstand und Armut sind räumlich immer noch sehr unterschiedlich verteilt. Unterschiede bestehen dabei nicht nur zwischen Regionen, sondern auch einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten. Das trifft besonders auf dynamische Großstädte zu, denn hier sind bevorzugte Wohnlagen zunehmend den sehr gut verdienenden sozialen Schichten vorbehalten, während sich ärmere Menschen in infrastrukturell und baulich oftmals vernachlässigten Stadtteilen konzentrieren. Auch beim vererbten und verschenkten Vermögen zeigen sich starke Unterschiede: zwischen Ost und West – und insbesondere östlichen und südlichen Regionen.

Diese sehr ungleiche Verteilung des vererbten und verschenkten Vermögens droht die individuellen wie räumlichen Ungleichheiten von Wohlstand und Armut sowie der Daseinsvorsorge noch zu verschärfen.

Resilienz

Auch mit Blick auf die multiplen Krisen der Gegenwart und die damit verbundenen Transformationsherausforderungen zeigen sich große Unterschiede in der Resilienz der einzelnen Regionen. Dabei ist das Bild häufig differenzierter, als es die öffentliche Debatte suggeriert. Es gibt keinen einfachen Stadt-Land-Gegensatz, das heißt Städte sind nicht grundsätzlich gut und ländliche Regionen nicht grundsätzlich schlecht aufgestellt. Auch die weit verbreitete Wahrnehmung, dass der Westen prosperiert, während es in Ostdeutschland flächendeckende Strukturprobleme gibt, ist in der Regel zu einfach gedacht. Vielmehr stehen einzelne regionale Innovationspole und resiliente ländliche Räume Regionen mit partiellen oder ausgeprägten Anpassungsherausforderungen gegenüber.

ZUM FES DISPARITÄTENBERICHT.