Schließung der Gerechtigkeitslücken im deutschen Steuersystem: Ein Aufruf zur Reform

  • Von Xhulia Likaj
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Deutschland ist stolz auf sein Engagement für soziale Solidarität und eine gerechte Verteilung des Wohlstands durch sein Steuer- und Sozialsystem. Unter dieser Fassade der Fairness verbirgt sich jedoch eine harte Realität: erhebliche Schlupflöcher, die die Wohlhabenden begünstigen. Obwohl Deutschland im Oxfam-Index "Engagement zur Verringerung der Ungleichheit" stets zu den Spitzenreitern gehört, belastet das deutsche Steuersystem die Lohnempfänger unverhältnismäßig stark, während es den Superreichen und Großunternehmen erhebliche Steuervergünstigungen gewährt. Dies geht aus der dritten Ausgabe des** Jahrbuchs Steuergerechtigkeit** des Netzwerks Steuergerechtigkeit hervor.

Der Kern des Problems liegt in der Unterbesteuerung von großen Vermögen, Erbschaften und Kapitalerträgen. Während Durchschnittsverdiener mit hohen Steuersätzen belastet werden, sind die Steuersätze für die sehr wohlhabenden Personen auf ihre aus dem Vermögen stammenden Einkünfte bemerkenswert niedrig. Dieser krasse Gegensatz wird durch die Tatsache veranschaulicht, dass ein typischer Millionär nur die Hälfte des Steuersatzes eines Durchschnittsverdieners zahlt und sogar noch weniger für diejenigen, die Einkommen aus lukrativen Vermögenswerten wie Immobilien oder Unternehmensgewinnen beziehen.

In den letzten drei Jahrzehnten haben verschiedene steuerpolitische Maßnahmen zu dieser wachsenden Vermögensungleichheit beigetragen. Maßnahmen wie die Aussetzung der Vermögenssteuer, die Senkung der Unternehmenssteuern und die Senkung des Spitzensteuersatzes haben die wohlhabende Elite unverhältnismäßig begünstigt und dazu geführt, dass sich das Vermögen der Milliardäre in Deutschland allein in den letzten zehn Jahren fast verdreifacht hat.

Die vorgeschlagenen Reformen bieten einen ausgewogenen Ansatz, um ein gerechteres Steuersystem zu gewährleisten, ohne die Mittelschicht oder kleine Unternehmen übermäßig zu belasten. Indem nur einige hundert Großunternehmen und eine Handvoll superreicher Familien ins Visier genommen werden, könnten diese Reformen zusätzliche Einnahmen in Höhe von 75 Milliarden Euro generieren.

Diese zusätzlichen Mittel könnten für gezielte Entlastungsmaßnahmen eingesetzt werden, um dringende Probleme wie den Klimawandel, demografische Veränderungen und historische Ungleichheiten anzugehen. Um diese Reformen zu verwirklichen, bedarf es jedoch eines politischen Paradigmenwechsels und einer konzertierten Aktion, um den Einfluss des etablierten Reichtums in Frage zu stellen.