Der Mythos der "Leistungselite" und ihre Rolle in der deutschen Gesellschaft

  • Von Xhulia Likaj
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Der Elitenforscher und Soziologe Michael Hartmann hat in einem ausführlichen Interview auf den großen Einfluss der Eliten in Deutschland hingewiesen. Einmal mehr stellt er den hartnäckigen Mythos der "Leistungseliten" in Frage. In der Tat haben heute mehr denn je rund 80 Prozent der reichsten 100 Deutschen ihren Reichtum nicht durch Leistung, sondern durch Vererbung erlangt.

In seinem letzten Buch “Die Abgehobenen: Wie die Eliten die Demokratie gefährden" untersucht Hartmann die Rolle der Eliten in modernen Demokratien, insbesondere in Deutschland.

Er argumentiert, dass sich ein bedeutender Teil der Elite in Deutschland von der breiteren Gesellschaft abgekoppelt hat und eine privilegierte Klasse bildet, die von den alltäglichen Erfahrungen und Sorgen der Mehrheit der Bürger abgekoppelt ist. Diese Abgehobenheit untergräbt die demokratischen Grundsätze der Repräsentation und Rechenschaftspflicht. Der Soziologe vertritt die Auffassung, dass diese losgelöste Elite einer neuen Aristokratie ähnelt, die sich durch Reichtum, Einfluss und Zugang zur Macht auszeichnet, und analysiert die Art und Weise, in der elitäre Einzelpersonen und Gruppen politischen Einfluss ausüben und politische Entscheidungen und Regierungsstrukturen gestalten.

Der Forscher befasst sich mit der zunehmenden Kluft zwischen der wohlhabenden Elite und dem Rest der Gesellschaft und betont, wie die wirtschaftliche Ungleichheit die soziale Schichtung aufrechterhält und die demokratischen Wurzeln unserer Gesellschaft untergräbt. Er warnt davor, dass die Abgehobenheit der Elite und ihre Machtkonzentration eine erhebliche Bedrohung für die Demokratie darstellen, da sie ihre eigenen Interessen über das Wohlergehen der breiten Bevölkerung stellen können, was zu einer Erosion des Vertrauens in demokratische Institutionen und Prozesse führt. In diesem Rahmen stellt der Soziologe einen klaren Zusammenhang zwischen dem Aufstieg des Rechtspopulismus in Deutschland und der Politik der vergangenen Jahrzehnte her, die vor allem von den politischen und wirtschaftlichen Eliten geprägt wurde. Die Entscheidungen der Eliten sind stark von ihren eigenen Lebenserfahrungen geprägt, und sie gehören allesamt zum obersten Prozent der Einkommensbezieher. Bei ihren Entscheidungen haben hohe Einkommen und Vermögen stets Vorrang, wobei die obersten Ränge am meisten profitieren. Dieser Trend benachteiligt diejenigen mit niedrigeren Einkommen und trägt dazu bei, dass sich viele zurückgelassen fühlen. Dieses Gefühl fördert bei vielen AfD-Wählern die Hinwendung zu rechtsextremen Ideologien.

Das vollständige Interview hier.