Neue Erkenntnisse zur Auswirkung eines Grunderbes in vier europäischen Ländern
- Von Sonja Hennen
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Befürworter eines Grunderbes sehen darin ein Mittel zur Umverteilung von Wohlstand und zur Verringerung von Chancenungleichheit und schlagen zur Finanzierung höhere Vermögens-, Erbschafts- und/oder Nachlasssteuern vor. Dass ein Grunderbe ein wirksames Mittel ist, um die Vermögensungleichheit zu reduzieren, belegt auch der ReBalance Vermögens-Simulator.
Trotz unterschiedlicher Vorschläge zu Ausgestaltung, Höhe und Finanzierungsmethoden gibt es wenig supranationale Evidenz zu Kosten und Verteilungswirkungen eines solchen Instrumentes. In einer durch die EU-Kommission beauftragten Studie wurde nun erstmals die Wirkung eines Grunderbes als Strategie zur Bekämpfung der wachsenden Ungleichheit in mehreren Ländern verglichen. Die Studie ist die erste vergleichende Evaluation auf Basis harmonisierter Datenquellen und umfasst die Länder Finnland, Deutschland, Irland und Italien. Datengrundlage ist der an den oberen Rand angepasste Household Finance and Consumption Survey (HFCS) der EZB. Mittels der Pareto-Verteilung wird der obere Rand der HFCS-basierten Vermögensverteilung entsprechend den geschätzten Parametern berechnet. Dadurch ist den AutorInnen eine genauere Darstellung des oberen Teils der Vermögensverteilung - und damit auch eine bessere Quantifizierung des Gesamtniveaus der Vermögensungleichheit möglich.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass ein Grunderbe unter bestimmten Parametern die Ungleichheit in den untersuchten Ländern erheblich reduzieren würde und realistischerweise durch eine Besteuerung der obersten 1% finanziert werden könnte.
Je höher der Freibetrag, desto stärker würden die Bürger an der Spitze der Vermögensverteilung belastet. Der Großteil der Steuerlast würde dann fast vollständig von den reichsten 10 % getragen. Außerdem zeigen die Simulationen, dass Sozialleistungen bis zu 20 000 oder 30 000 EUR pro Jahr mit Steuersätzen unter 15 % bzw. 20 % realisierbar wären. Jenseits dieser Schwellenwerte erfordern höhere Leistungen Steuersätze, die aufgrund der stärkeren Belastung der wohlhabenderen Bürger politisch nur schwer tragbar sein dürften. Für jede Erhöhung des Grunderbes um 10.000 € sinkt der Gini-Koeffizient in der Simulation um durchschnittlich 0,63 Prozentpunkt.
Ähnlich wie in anderen Simulationen werden Verhaltenseffekte im Zusammenhang mit der Einführung eines Grunderbes nicht berücksichtigt.
