Reichtum, Macht und ein kaputtes System: Globale Umfrage zeigt tiefe Besorgnis über wirtschaftliche und klimatische Ungleichheit
- Von Xhulia Likaj
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Eine kürzlich durchgeführte Umfrage des Pew Research Center in 36 Ländern zeigt eine tiefe und weit verbreitete Besorgnis über wirtschaftliche Ungleichheit auf. Dabei erweist sich die Verbindung von Reichtum und politischer Macht als zentraler Faktor, der dieses globale Problem vorantreibt. Die im Frühjahr 2024 durchgeführte Studie verdeutlicht sowohl die Ängste der Menschen hinsichtlich der aktuellen Ungleichheit als auch die düstere wirtschaftliche Perspektive für zukünftige Generationen.
Die Umfrage ergab, dass im Median 54 Prozent der Erwachsenen in den befragten Ländern die Kluft zwischen Arm und Reich als ein „sehr großes Problem“ betrachten, während weitere 30 Prozent es als mäßig bedeutsames Problem ansehen. Ein zentrales Thema, das von den Befragten identifiziert wurde, ist der übermäßige politische Einfluss der Reichen. Im Median glauben 60 Prozent, dass die Macht wohlhabender Personen über politische Systeme erheblich zur wirtschaftlichen Ungleichheit beiträgt. Diese Sorge ist besonders unter ideologisch linken Befragten verbreitet, jedoch nicht auf diese beschränkt. In den Vereinigten Staaten beispielsweise ist die ideologische Kluft deutlich: 76 Prozent der Liberalen sehen wirtschaftliche Ungleichheit als gravierendes Problem, verglichen mit nur 30 Prozent der Konservativen.
Wirtschaftlicher Pessimismus ist ein weiterer wichtiger Befund. Im Median glauben 57 Prozent der Befragten, dass Kinder in ihrem Land finanziell schlechter gestellt sein werden als ihre Eltern. Diese Ansicht ist besonders in wohlhabenden Ländern verbreitet. Sowohl jüngere als auch ältere Erwachsene teilen diese Befürchtungen, ebenso wie Personen aus verschiedenen Einkommensgruppen. Im Gegensatz dazu zeigen einige Länder mit mittlerem Einkommen eine optimistischere Perspektive. In diesen Ländern glauben im Median 44 Prozent, dass Kinder finanziell besser gestellt sein werden als ihre Eltern, verglichen mit nur 26 Prozent in wohlhabenderen Nationen.
Die Ergebnisse unterstreichen auch die Verbindung zwischen wirtschaftlicher und klimatischer Ungleichheit. In der zweiten Januarwoche 2025 sorgte eine schockierende Analyse der Guardian-Zeitung für Schlagzeilen, die aufdeckte, dass das reichste 1 Prozent der Welt bereits bis zum 10. Januar seinen fairen Anteil am globalen Kohlenstoffbudget des Jahres aufgebraucht hatte. Laut einer Studie von Oxfam GB würden die durch den Konsum der reichsten Elite verursachten CO₂-Emissionen drei Jahre dauern, um von den ärmsten 50 Prozent der Menschheit erreicht zu werden. Jedes Jahr verursacht das reichste 1 Prozent mehr als doppelt so viele CO₂-Emissionen wie die ärmere Hälfte der Menschheit, was die Herausforderungen für benachteiligte Bevölkerungsgruppen noch verschärft.
Generell gibt es einen starken Wunsch nach systemischem Wandel. In 33 der 36 befragten Länder sind die Mehrheiten der Meinung, dass ihre Wirtschaftssysteme entweder grundlegend verändert oder vollständig reformiert werden müssen. Dieses Gefühl ist in Ländern mit mittlerem Einkommen besonders ausgeprägt, wird aber auch in vielen wohlhabenden Ländern geteilt.
Die Umfrage findet vor dem Hintergrund wachsender globaler Forderungen nach Maßnahmen gegen Ungleichheit und nach einer stärkeren Besteuerung der Ultrareichen statt. Die öffentliche Unterstützung für höhere Steuern auf die reichsten Individuen ist seit 2018 gestiegen, wobei mehrere hochkarätige Petitionen und Kampagnen diesen Ruf verstärken. Im Jahr 2023 forderten fast 400 Millionäre und Ökonomen in einer Petition an die G20, die Besteuerung extremer Vermögen zu priorisieren. Diese Stimmung wurde während des Weltwirtschaftsforums 2024 widergespiegelt, bei dem sich sogar Milliardäre für höhere Steuern einsetzten, um die Ungleichheit zu bekämpfen. Zu jüngeren Beispielen gehört Allianz-CEO Oliver Bäte, der sich für eine Erhöhung der Erbschaftssteuern aussprach, während er höhere Freibeträge vorschlug, um Familienhäuser vor sofortiger Besteuerung zu schützen und die Gerechtigkeit für Familien der Mittelschicht sicherzustellen. Die Verbindung von Reichtum, Politik und Klima unterstreicht die Dringlichkeit koordinierter globaler Maßnahmen, um die systemische Ungleichheit anzugehen.