Stiglitz-Studie: Kapitalsteuern zur Finanzierung öffentlicher Investitionen

  • Von Sonja Hennen
  • Lesedauer 2 Min

Forscher um den Nobelpreisträger Joseph Stiglitz haben in einer Studie nachgewiesen, dass die Besteuerung von Kapital zur Finanzierung öffentlicher Investitionen die Vermögensungleichheit verringert, ohne das Wachstum zu beeinträchtigen.

Bisher warnten Mainstream-Ökonomen oft davor, Kapital zu besteuern, um Ungleichheit zu verringern. Das Argument: höhere Steuern behindern Wirtschaftswachstum - und durch niedrigere Investitionsraten schrumpft der Wohlstand.

In einem langfristigen Forschungsprojekt haben die Ökonomen Linus Mattauch, David Klenert, Joseph E. Stiglitz und Ottmar Edenhofer jetzt belegt, dass die Besteuerung von Kapital zur Finanzierung öffentlicher Investitionen Vermögensungleichheit verringern kann, ohne das Wirtschaftswachstum zu beeinträchtigen. Für die wissenschaftsgeleitete Wirtschaftspolitik birgt diese Erkenntnis enormes Potential in einer Zeit, in der das Problembewusstsein beim Thema Ungleichheit nicht zuletzt durch die verheerenden Folgen der Covid-19-Pandemie in den großen Volkswirtschaften der Welt gewachsen ist (Chancel et al., 2021).

Die Gruppe um den Nobelpreisträger Joseph Stiglitz zeigt in ihrer Studie auf, dass Vermögenssteuern so gestaltet werden können, dass sie die Vermögensunterschiede verringern und gleichzeitig die Effizienz und den Wohlstand erhöhen – insbesondere wenn sie zur Finanzierung öffentlicher Investitionen eingesetzt werden, die in vielen Ländern tendenziell stark unterfinanziert sind.

Die Autoren betrachten Unterschiede im Sparverhalten auf eine neuartige Weise, indem sie verschiedene Vermögensgruppen einführen - dynastische Sparer und Lebenszyklus-Sparer. So gelingt es ihnen, zu zeigen, dass in einem Szenario, in dem das öffentliche Kapital unterfinanziert ist und die Substitutionselastizität zwischen Arbeit und Kapital mäßig hoch ist, Kapitalsteuern immer die Vermögensungleichheit verringern. Die Ergebnisse sind für verschiedene Ausgabenkanäle, von Bildung bis Infrastruktur, robust. Selbst bei niedrigeren Elastizitäten nimmt die Vermögensungleichheit ab und die Mittelschicht ist absolut gesehen besser gestellt, wenn die Kapitalsteuern mäßig hoch sind.

Im Gegensatz zu den oft einseitigen Diskursen über Vermögensungleichheit zeigt die Studie, dass in der Tat Spielraum für die Gestaltung von Politikmaßnahmen besteht, die sowohl Ungleichheit verringern als auch dazu beitragen, wichtige öffentliche Investitionen zu ermöglichen, die für die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft erforderlich sind.

Die gesamte Studie kann hier nachgelesen werden.

Referenzen

Chancel, L., Piketty, T., Saez, E., & Zucman, G. (2021). World inequality report 2022.

Mattauch, L., Klenert, D., Stiglitz, J. E., & Edenhofer, O. (2022). Overcoming wealth inequality by capital taxes that finance public investment. Structural Change and Economic Dynamics.