Ungleichheit aus der Perspektive der regionalen Disparitäten und des Rechtspopulismus

  • Von Xhulia Likaj
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Gemessen am Verhältnis des Gesamtvermögens zum Gesamteinkommen ist die Ungleichheit in Deutschland eine der höchsten unter den westlichen Industrieländern. In ihrem jüngsten Beitrag für den Wirtschaftsdienst erklären die Ungleichheitsforscherinnen Charlotte Bartels und Theresa Neef, dass dies vor allem auf den Anstieg der Immobilien- und Grundstückspreise in den 2000er Jahren zurückzuführen ist und nicht auf wachsende Eigentums- oder Sparquoten. Zugleich ist der Gini der Einkommensungleichheit seit 2005 relativ stabil geblieben. Die IDW-Forscher Diermaier und Niehues schlagen vor, dass dieser Befund und die Erfolge bei der Arbeitsmarktbeteiligung von Migranten von Medien und Politik genutzt werden sollten, um den Ängsten der Bevölkerung vor sozialem Abstieg entgegenzuwirken. In ihrem Beitrag untersuchen sie den Zusammenhang zwischen Vermögensungleichheit und Stimmen für rechtsradikale Parteien bei den Europawahlen und finden keinen statistisch signifikanten Zusammenhang. Allerdings stimmen AfD-Anhänger zwar überproportional der Aussage zu, dass der Reichtum in Deutschland nicht gerecht verteilt ist, sie befürworten aber auch stärker als die Anhänger aller anderen Parteien den Abbau staatlicher Umverteilungsmaßnahmen.

Jens Südekum und Daniel Posch argumentieren, dass eine Aktualisierung der deutschen Regionalpolitik erforderlich ist, indem sie die Ungleichheit aus einer regionalen und grünen Übergangsperspektive betrachten. In einer neuen empirischen Analyse zeigen die Autoren, dass die Entkopplung von Beschäftigung und CO2-Emissionen in Deutschland bisher kaum erreicht wurde. In einigen Landkreisen hat der Dienstleistungssektor den Verlust von Arbeitsplätzen durch Deindustrialisierung kompensiert, und neue Verfahren haben die Emissionen bei der Herstellung von pharmazeutischen und chemischen Produkten reduziert. In anderen Regionen und Sektoren, wie der Schifffahrt und der Luftfahrt sowie der Papier- und Metallproduktion, hat die Emissionsintensität in den letzten zwanzig Jahren jedoch eher zugenommen. Vor allem aber zeigen neue empirische Ergebnisse einen positiven Zusammenhang zwischen der Dichte klimaschädlicher Arbeitsplätze in einem Wahlkreis und dem Stimmenzuwachs der AfD bei den letzten beiden Bundestagswahlen. Vor diesem Hintergrund ist es dringend notwendig, die Förderstruktur in der Regionalpolitik grundlegend zu reformieren und besser auf die Erfordernisse der Wirtschafts- und Beschäftigungswende auszurichten.