Ideenwandel
Ungleichheit Verringern
In den Hochzeiten des Marktliberalismus wurde die Ungleichheit entweder als notwendiges Nebenprodukt einer funktionierenden Marktwirtschaft und sogar als nützlicher Anreiz zur Arbeit und zur Entwicklung neuer Fähigkeiten betrachtet. Oder sie wurde als vorübergehend angesehen, da der von den Spitzenverdienern geschaffene Wohlstand zu den unteren Schichten "durchsickern" würde. Seit den 1980er Jahren hat dieser Glaube an das „trickle-down" zahlreiche Länder dazu veranlasst, die Steuern auf Spitzeneinkommen und Vermögen zu senken.
Entgegen der Theorie hat die Ungleichheit in der Realität in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen, vor allem in den USA und im Vereinigten Königreich. In Deutschland hat die Ungleichheit ein Niveau erreicht, das es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat und das das politische Vertrauen zu untergraben beginnt. Der Gesamteinkommensanteil der obersten 10% der Haushalte ist von weniger als 30% in den späten 1960er Jahren auf heute mehr als 40% angestiegen. Es zeichnet sich ein neuer Konsens und ein neues Paradigma über die Notwendigkeit ab, einen offensichtlich inhärenten Trend zu wachsender Ungleichheit in Marktwirtschaften zu korrigieren. Welche Instrumente dafür am besten geeignet sind, wird noch erforscht. Diese Website soll die Suche erhellen, indem sie grundlegende Informationen, Literatur und einen Rechner vorstellt, mit dem die Auswirkungen verschiedener möglicher Maßnahmen auf die effektive Vermögensverteilung abgeschätzt werden können.
Reichtumsgefälle abbauen, aber wie? Was es lehrt zu simulieren
Wenn es um Reich und Arm geht, sorgt das immer wieder für Emotionen – und heftige Streits darüber, ob dagegen jetzt eine Vermögen- oder Erbschaftsteuer hilft. Dabei war bisher weitgehend unbekannt, was solche und andere politische Maßnahmen an der Verteilung von Reichtum wirklich ändern würde. Das besser abzuschätzen, ermöglicht der Vermögen-Simulator, den wir zum Testen der wichtigsten Maßnahmen entwickelt haben.
Die Modell-Ergebnisse ermöglichen es, die Auseinandersetzung zu versachlichen. So zeigt sich, dass etwa eine Vermögensteuer zwar zusätzliche Einnahmen generieren, ein Steuersatz von ein oder zwei Prozent, wie er üblicherweise vorgeschlagen wird, auf Dauer aber kaum etwas an den Vermögensverhältnissen ändern würde. Deutlich größer wären der Simulation zufolge die Auswirkungen, würde jungen Menschen in Deutschland ein Startkapital von 10.000 Euro oder mehr zur Verfügung gestellt – oder jedem und jeder Deutschen jährlich eine staatliche Dividende ausgeschüttet. Solche Maßnahmen wären nur zugleich auch deutlich teurer für den Staat. So helfen die Simulationen, Kosten und Nutzen besser abzuschätzen. Die Wahl des Mittels hängt am Ende nur auch von politischen Erwägungen ab.