Wie hat sich die Einkommensungleichheit in Deutschland zwischen 1992 und 2019 verändert?
- Von Xhulia Likaj
- Lesedauer 2 Min
Die Ungleichheitsökonomen Stefan Bach, Charlotte Bartels und Theresa Neef ergänzen das Puzzle der Einkommensverteilung in Deutschland um einen neuen Mosaikstein. Ihre neue Studie „The Distribution of National Income in Germany, 1992-2019“ kombiniert Daten aus Steuererklärungen, Haushaltsbefragungen und der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) nach der Methode der Verteilungsrechnung (DINA) und bietet Einblicke in die Einkommensverteilung vor Steuern über fast drei Jahrzehnte.
Zentrale Ergebnisse:
Die Einkommensungleichheit in Deutschland hat von den 1990er bis Ende der 2000er Jahre stark zugenommen. In diesem Zeitraum gingen die realen Arbeitseinkommen der unteren 50 Prozent der Verdiener zurück, während die Einkommen der oberen 10 Prozent stiegen. Der Anteil der oberen 10 Prozent am Volkseinkommen wuchs beträchtlich und erreichte 2007 mit 35 Prozent seinen Höhepunkt. Im Gegensatz dazu sank der Einkommensanteil der unteren 50 Prozent und erreichte im selben Jahr einen Tiefstand von 17 Prozent.
Nach 2007 kehrte sich der Trend jedoch um. Die Arbeitseinkommen der unteren 99 Prozent der Verdiener begannen zu steigen und trugen zu einer ausgewogeneren Einkommensverteilung bei. Bis 2019 stabilisierte sich der Anteil der unteren 50 Prozent bei 20 Prozent, und der Anteil der oberen 10 Prozent stieg wieder auf 35 Prozent.
Die Studie unterstreicht auch die Rolle der Unternehmenseinkommen bei der Gestaltung der Ungleichheit. In Deutschland sind die Einkommensanteile der obersten 1 Prozent der Einkommensbezieher - die von nicht-unternehmerischen Eigentümern dominiert werden - stabil geblieben. Viele dieser Einkommensbezieher sind in arbeitsintensiven Bereichen wie Rechts-, IT- und Beratungsdienstleistungen tätig. Dies steht im Gegensatz zu den USA, wo das Kapitaleinkommen im obersten Dezil eine größere Rolle spielt.
Die Alterung ist ein weiterer Faktor, der die Ungleichheit beeinflusst. Die Spitzenverdiener in Deutschland werden immer älter, wobei die unter 50-Jährigen 2019 nur noch 30 Prozent des obersten 1 Prozent ausmachen werden, gegenüber 40 Prozent im Jahr 1992.
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